#110 Frederic Leers: Wie hat sich der Heizungsmarkt zu Jahresbeginn entwickelt?

Shownotes

In dieser Folge der SHK-Show spricht Max Herrmannsdörfer mit Frederic Leers, Leiter Kommunikation beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).

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Frederic Leers: Hallo Hermannsdorfer, ich grüße Sie.

Max: Herr Leers, wir sprechen heute über die Entwicklung des Heizungsmarkts in diesem Jahr und schauen da besonders auf den Jahresbeginn und die ersten paar Monate. Ohne dass ich jetzt viel vorweg nehme, Herr Leas, wie hat sich denn der Markt im Bereich der Heizung entwickelt?

Frederic Leers: Also vielleicht macht es hier an der Stelle Sinn, noch mal ganz kurz einen Blick zurückzuwerfen. Wie war der Markt im letzten Jahr 2023? Hier kommen wir aus einem ausgesprochenen Rekordjahr mit 1 ,3 Millionen verkauften Heizungen. Das wiederum hatte zu tun mit Sondereffekten, die sich aus der Debatte das Gebäudeenergiegesetz ergeben haben. Und was wir jetzt im ersten Quartal 2024 sehen, ist eben ein rückläufiger Markt. Das heißt... Bei den Wärmeerzeugern haben wir es zu tun mit minus 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Wärmepumpe ist rückläufig mit minus 52 Prozent. Das zieht sich im Großen und Ganzen durch die Technologien so durch. Auch die Komponenten sind entsprechend betroffen. Zusätzlich kommt hinzu, dass das Neubaugeschäft relativ brach liegt. Also Solarthermie aktuell mit minus 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Summe also ein rückläufiger Markt.

Max: Hm.

Max: Wenn wir uns mal die einzelnen Bereiche ein bisschen anschauen, also besonders rausstechen, wird in der allgemeinen Wahrnehmung auch der deutliche Rückgang bei der Wärmepumpe, die Zukunftstechnologie ja eigentlich im Heizungsmarkt. Warum gibt es da so einen krassen Rücklauf? Warum sind wir so weit entfernt von 500 .000 Wärmepumpen, die in diesem Jahr eingebaut werden sollten? Das war ja mal die Aussage.

Frederic Leers: Ja, das hat aus unserer Sicht mehrere Faktoren. Zum einen erleben wir eine riesige Verunsicherung im Markt bei den Endverbrauchern, was wiederum auch mit der Debatte das Geburtenenergie -Gesetz zusammenhängt. Also was ist da nicht letztes Jahr alles diskutiert worden? Was kostet eine Wärmepumpe? Funktioniert die im Bestandsgebäude? Sind andere Technologien nicht gleich vorzuziehen und so weiter und so fort? Also das alles hat für eine riesige... Unsicherheit seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher geführt. Ein weiterer Punkt ist, es ist mittlerweile noch viel zu wenig bekannt. Erstens, was das Gebäudeenergiegesetz an technischen Lösungen zulässt. Und zweitens, wie diese gefördert werden. Unser Mitgliedsunternehmen Weiland hat im März eine Umfrage veröffentlicht unter 5 .000 Immobilienbesitzern. Und eins der Ergebnisse ist das 9 von 10 dieser Menschen. nicht wissen, wie die Wärmepumpe gefördert wird, nämlich mit bis zu 70 Prozent der Investitionskosten. Das sind alles Faktoren, die sich natürlich auf dem Markt auswirken. Vielleicht kann man auch noch die kommunale Wärmeplanung anführen, die ja als gewissermaßen neues Element mit dazugekommen ist. Auch das hat aus unserer Sicht das Potenzial dazu, dass die Menschen zunächst mal abwarten, was ihnen ihre Kommune jetzt also an Lösungen auf den Tisch legt. Hier sind ja Zeitfenster 2026, 2028 in Aussicht gestellt, je nach Größe der Kommune. Nur das darf eben aus unserer Sicht auch nicht dazu führen, dass die Leute jetzt eben die dezentrale Heizungsmodernisierung auf die lange Bank schieben. Also eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren. Eine unserer zentralen Forderungen hier in diesem Zusammenhang ist vor allem auch, dass die Politik jetzt informiert über eine breit angelegte Kommunikationskampagne. was alles über das GEG technisch möglich ist und natürlich auch wie die ganzen Technologien gefördert werden. Also, hier muss noch viel, viel mehr Wissenstransfer hin zu den Menschen passieren.

Max: Also Aufklärungsarbeit ist ein zentrales Element, den Menschen erklären, was die Wärmepumpe bedeutet, was das GEG auch für die Menschen bedeutet. Und Sie haben jetzt eben schon Weiland angesprochen. Weiland hat ja vor nicht allzu langer Zeit riesig investiert in die Wärmepumpenproduktion, andere Hersteller genauso. Wie ist es auf Herstellerseite aktuell? Man hört auch immer wieder ... jetzt verstärkt Kurzarbeit ist wieder ein Thema. Ja, der Branche geht es nicht so gut.

Frederic Leers: Ja, es gab ja im vergangenen Jahr das Format des Wärmepumpen -Gipfels an der Zahl drei Stück. Im Rahmen dieses Formates hat eben der Wirtschaftsminister Robert Habeck das Ziel ausgegeben, ab 2024 jährlich 500 .000 Wärmepumpen zu installieren. Und Industrie und Handwerk haben sich committed, dieses Ziel nach Kräften zu unterstützen. Das bedeutet, unsere Hersteller haben also Produktionskapazitäten aufgebaut, haben ... Produktionsstätten hochgezogen mit teilweise milliardenschweren Investitionen. Gleichzeitig hat das Handwerk massiv für die Wärmepumpe geschult, hat sich mit Partnern vor Ort vernetzt, die also für die Installation der Wärmepumpe notwendig sind. Und ich hatte es gesagt, auf Verbraucherseite erleben wir aber zugleich jetzt eine starke Verunsicherung, auch mit Blick auf die Wärmepumpe. Und mit diesem Gap, mit diesem Delta müssen wir derzeit umgehen. Meldungen sind tagtäglich in den Medien zu lesen. Teilweise Stichworte wie Kurzarbeit, aber auch Zukäufe. Also die Industrie sortiert sich entsprechend gerade. Also keine leichte Situation. Wie gesagt, wir haben alles daran gesetzt, das Ziel von 500 .000 Wärmepumpen möglich zu machen.

Max: Sie haben das Handwerk ebenfalls angesprochen. Auch das Handwerk hat sich darauf vorbereitet und ist bereit, zu installieren. Klar, auch auf Handwerksseite kann man sagen, da fehlen auf Dauer gesehen die Menschen, die es tatsächlich installieren. Aktuell ist die Auftragslage im SHK -Handwerk noch okay, aber das bezieht sich auch auf das, was Sie am Anfang gesagt haben. Viele Aufträge resultieren noch aus dem vergangenen Jahr. Es hapert aber auch beim Bereich Heizung an neuen Aufträgen, die dann eben Ende des Jahres abgearbeitet werden können. Jetzt sind Sie natürlich eng mit der Industrieverband und sprechen für die Industrie. Was hat das Ganze auch fürs Handwerk für Auswirkungen? Können Sie dazu auch ein, zwei Sätze sagen?

Frederic Leers: Sie haben es gesagt, ich kann nicht wirklich für das Handwerk sprechen. Da müssen Sie meine Kollegen vom ZVSHK fragen. Aber Tatsache ist, ich wiederhole es gerne noch mal, dass auch das Handwerk seine Hausaufgaben gemacht hat, das Ziel 500 .000 Wärmepumpen pro Jahr möglich zu machen. Es wurde massiv geschult. Ich habe es gesagt, es wurde sich mit Partnern vor Ort verknüpft, die Wärmepumpe ideal einbauen zu können. Ich glaube nicht, dass wir ein Kapazitätsproblem tatsächlich haben. Es ist ja im letzten Jahr eine riesige Kraftanstrengung geleistet worden. Ich habe es gesagt, 1 ,3 Millionen verkaufte Heizungen. Da sieht man, was das Handwerk auch zu leisten entstanden ist. An was es aktuell hapert, ist wirklich die Information, die Kenntnis auf Verbraucherseite, darüber, was technisch über das GEG möglich ist, was wie gefördert wird. Wir haben jetzt einen stabilen Rahmen. Das ist vielleicht die positive Meldung in dieser Gemengelage. Wir haben das GEG, wir haben die Förderung, wir haben auch die kommunale Wärmeplanung. Was jetzt passieren muss, ist, dass die Leute lernen, informiert werden, was ist technisch möglich im Neubau, im Bestand und wie wird was gefördert. Und dann sehe ich nicht, dass wir im Handwerk ein Kapazitätsproblem haben, sondern wie gesagt, wir müssen jetzt am breiter Front informieren.

Max: Und da sehen Sie, wen genau in der Pflicht, sehen Sie da das Bundeswirtschafts - und Klimaschutzministerium als erstes in der Pflicht oder geht es da auch darum, dass die Hersteller noch mehr machen oder an wen adressieren Sie das? Es muss mehr informiert werden.

Frederic Leers: Es ist natürlich eine Gemeinschaftsaufgabe. Das kann niemand alleine stemmen. Wir informieren bereits Industrie, unsere Mitgliedsunternehmen tun das bereits über sämtliche Kanäle. Das Handwerk tut das ebenfalls. Aber die Forderung geht schon auch in Richtung Politik. Man hat uns jetzt das Gebäudeenergiegesetz nach der fast einjährigen Debatte, das ist jetzt verabschiedet. Die Förderung steht jetzt, aber damit ist es ja alleine nicht getan. Auch die Politik muss jetzt eben einen breiten Front über dieses Thema informieren und auch im eigenen Interesse. Denn nur so kriegen wir schließlich auch Klimaziele im Gebäudesektor erreicht. Also es ist letztendlich eine Gemeinschaftsaufgabe, aber die Politik muss hier aus unserer Sicht noch eine Schüppe drauflegen.

Max: Kann man denn den Ausblick geben, wie die kommenden Quartale aussehen könnten? Gibt es denn irgendwo am Horizont die Aussicht, dass Förderungen ausbezahlt werden, die jetzt beantragt wurden, dass dann vielleicht nochmal mehr Dynamik in den Markt reinkommt? Wie blicken Sie aufs laufende Jahr?

Frederic Leers: Das ist natürlich ein bisschen so der Blick in die Glaskugel. Was ich sagen kann, ist, dass wir in Bezug auf die Wärmepumpe in etwa davon ausgehen, dass wir auf dem Niveau von 2022 landen werden. Also bei weitem nicht 500 .000 Stück, sondern eher bei 200 .000, wahrscheinlich sogar noch drunter. Der ZVSHK hat unlängst kommuniziert, dass man mit Blick auf die installierten Wärmepumpen. von 180 .000 bis 200 .000 Geräte ausgeht. Das ist etwa so der Korridor, von dem wir für das Jahr 2024 ausgeben.

Max: Alles klar. Herr der Herrsitz, ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg in der Kommunikation, auch mit der Politik, mit Ihrem Partnerunternehmen. Und dann hoffe ich, dass wir beim nächsten Mal, wenn wir sprechen, ein paar erfreulichere Zahlen auch mitbringen können. Ihnen alles Gute und vielen lieben Dank.

Frederic Leers: Wir bleiben optimistisch. Danke fürs Gespräch.

Max: Danke, ciao!

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